Adelsprivilegien in Polen

Die Adelsprivilegien in Polen (polnisch Przywileje szlacheckie w Polsce) waren Vorrechte, die dem polnischen Adel durch die Herzöge und Könige zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert gewährt wurden und bis zum Ende der polnisch-litauischen Adelsrepublik als althergebrachte Adelsrechte galten.

Zu den wichtigsten Adelsprivilegien gehörten:

Datum Ort Herrscher Inhalt
5. Mai 1228 Cienia Ladislaus Dünnbein Privileg von Cienia für Kleinpolen: erstes bekanntes Adelsprivileg
1. September 1291 Lutomyśl Wenzel II. Leitomischler Privileg für Kleinpolen: Ämter nur für Ortsansässige, Entgelt für Feldzüge, keine neuen Steuern.
1355 Buda Ludwig der Große Budaer Privileg: Entgelt für Feldzüge, der Herrscher kommt alleine für seine Reisekosten auf.
17. September 1374 Koszyce Ludwig der Große Kaschauer Privileg: Begrenzung der Steuerlast, König ist zum Freikaufen von Adligen aus der Gefangenschaft verpflichtet, Ämter nur für Ortsansässige.
1387 Vilnius Władysław II. Jagiełło Für die katholischen Bojaren in Litauen: Erbbarkeit des Vermögens, Befreiung von persönlichen Diensten.
1388 Piotrków Trybunalski Władysław II. Jagiełło Petrikauer Privileg: Bestätigung der Höhe des Entgeltes für Feldzüge ins Ausland.
23. Juli 1422 Czerwińsk Władysław II. Jagiełło Privileg von Czerwińsk: keine Enteignung ohne Gerichtsurteil, Münzregal vom Königlichen Rat abhängig, Rechtsprechung gemäß geschriebenem Recht, keine Ämterhäufung von Starosten und Landrichtern.
28. Oktober 1423 Warta Władysław II. Jagiełło Privileg von Warta: der Adel kann Schultheiße abberufen, Einschränkung der Landflucht, Preisbestimmung durch Woiwoden.
4. März 1430, 9. Januar 1433,
(25. April 1425)
Jedlnia und Krakau
(Brześć Kujawski)
Władysław II. Jagiełło Privileg von Jedlnia und Krakau: keine Haft ohne Gerichtsurteil, Ausweitung der Adelsrechte auf ruthenischen Adel, hohe Kirchenämter nur für Adlige
1454 Cerekwica Kasimir IV. Andreas Privileg von Cerkwica für Großpolen: kein Adelsaufgebot, keine neuen Steuern oder Rechte ohne Zustimmung der Sejmiks, Strafverschärfung für flüchtige Bauern, Stärkung der Landgerichte.
1454 Nieszawa Kasimir IV. Andreas Nessauer Privileg für Großpolen und Kleinpolen: kein Adelsaufgebot, keine neuen Steuern oder Rechte ohne Zustimmung der Sejmiks, Strafverschärfung für flüchtige Bauern,
1456 Korczyn Kasimir IV. Andreas Der regionale Adel soll über die regionalen Belange selbst entscheiden.
27. Februar 1493 Piotrków Trybunalski Johann Strafverschärfung gegenüber nichtadligen Straftätern, Verbot der Einmischung der katholischen Kirche in die weltliche Gerichtsbarkeit des Adels, Zweikammerparlament, Einschränkung der Landflucht, Bestätigung althergebrachter Rechte.
26. Mai 1496 Piotrków Trybunalski Johann Petrikauer Privileg: Abschaffung der Zollpflicht für den Adel, Einschränkung der Landflucht, Verbot des Landerwerbs durch das Bürgertum, Preisbestimmung durch Woiwoden.
25. Oktober 1501 Mielnik Alexander Privileg von Mielnik – Machtübernahme durch den Senat.
1504 Piotrków Trybunalski Alexander Kontrolle des Senats und des Sejm über die Vergabe von Krongütern, Regelung der Organisation der höchsten Kron- und Hofämter, Verbot der Ämterhäufung.
1505 Radom Alexander Verfassung Nihil Novi: Neue Gesetze können nur noch vom Senat und Sehe erlassen werden. Das Privileg von Mielnik wird aufgehoben. Die Richterämter werden durch Wahl besetzt, weltliche Angelegenheiten unterliegen nicht der kirchlichen Gerichtsbarkeit, Verbot von Privatzöllen.
1518 Toruń Sigismund der Alte Dem König wird die Gerichtsbarkeit über Rechtsstreitigkeiten zwischen Adeligen sowie Geistlichen und deren Untergebenen entzogen.
1520 Bydgoszcz Sigismund der Alte Thorner Privileg: Frondienste betragen mindestens einen Tag in der Woche, freier Weichselhandel, Adelige unterliegen nicht der Gerichtsbarkeit der Städte.
1538 Sigismund der Alte Der König darf Adelige nicht ihrer Ämter entheben.

Literatur

  • Andrzej Nowak: Dzieje Polski. Tom III. Królestwo zwycięskiego orła, 2017.