Damköhler-Zahl

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Die Damköhler-Zahlen ( D a {\displaystyle Da} ) (entwickelt von Gerhard Damköhler, 1908–1944) sind dimensionslose Kennzahlen der chemischen Reaktionstechnik. Bekannt sind vier verschiedene Damköhler-Zahlen ( D a I {\displaystyle Da_{I}} , D a I I {\displaystyle Da_{II}} , D a I I I {\displaystyle Da_{III}} , D a I V {\displaystyle Da_{IV}} ), die als Damköhler-Zahl n-ter Ordnung bekannt sind, sowie eine turbulente Damköhler-Zahl ( D a t {\displaystyle Da_{t}} ).

Damköhler-Zahl erster Ordnung

Die Damköhler-Zahl erster Ordnung  D a I {\displaystyle Da_{I}} beschreibt das Verhältnis der Geschwindigkeitskonstanten der Reaktion zur Geschwindigkeitskonstanten des konvektiven Stofftransports:

D a I = k reakt k konvekt = k τ c 0 n 1 = k L c 0 n 1 w {\displaystyle Da_{I}={\frac {k_{\text{reakt}}}{k_{\text{konvekt}}}}=k\cdot \tau \cdot c_{0}^{n-1}={\frac {k\cdot L\cdot c_{0}^{n-1}}{w}}} ,

mit

  • k {\displaystyle k} = Geschwindigkeitskonstante
  • τ {\displaystyle \tau } = Verweilzeit bzw. Reaktionszeit
  • c 0 {\displaystyle c_{0}} = Anfangskonzentration
  • n {\displaystyle n} = Reaktionsordnung
  • L {\displaystyle L} = charakteristische Länge
  • w {\displaystyle w} = Strömungsgeschwindigkeit.

Für die Beschreibung diskontinuierlicher Reaktoren ersetzt man die Verweilzeit τ {\displaystyle \tau } durch die Reaktionszeit t r {\displaystyle t_{r}} . Somit erhält man in deutlich übersichtlicherer Darstellung die dimensionslose Massenbilanz des idealen Rührkesselreaktors.

Damköhler-Zahl zweiter Ordnung

Die Damköhler-Zahl zweiter Ordnung D a I I {\displaystyle Da_{II}} findet sich bei der Beschreibung innerer Stofftransportvorgänge (Porendiffusion) an Grenzflächen, z. B. an Katalysatorkugeln. Sie ist definiert als Verhältnis der Reaktionsgeschwindigkeit zur Diffusionsgeschwindigkeit:

D a I I = k L 2 c n 1 D = k c n 1 k L a {\displaystyle Da_{II}={\frac {k\cdot L^{2}\cdot c^{n-1}}{D}}={\frac {k\cdot c^{n-1}}{k_{L}\cdot a}}}

mit

D a I I {\displaystyle Da_{II}} kann als Verhältnis der Reaktionsgeschwindigkeit zu Oberflächenbedingungen zu der Diffusionsgeschwindigkeit durch die äußere Oberfläche des Katalysatorpellets gesehen werden.

Damköhler-Zahl dritter Ordnung und vierter Ordnung

Die Damköhler-Zahl dritter Ordnung D a I I I {\displaystyle Da_{III}} und die Damköhler-Zahl vierter Ordnung D a I V {\displaystyle Da_{IV}} werden zur Abschätzung von Betriebsbedingungen bei polytroper Betriebsweise von Reaktoren verwendet.

Turbulente Damköhler-Zahl

Die turbulente Damköhler-Zahl D a t {\displaystyle Da_{t}} (in der Verbrennungsforschung meist nur als D a {\displaystyle Da} bezeichnet) beschreibt das Verhältnis zwischen der makroskopischen Zeitskala einer turbulenten Strömung τ 0 {\displaystyle \tau _{0}} und der Zeitskala einer chemischen Reaktion τ R {\displaystyle \tau _{R}} :

D a t := τ 0 τ R l 0 v R v l R {\displaystyle Da_{t}:={\frac {\tau _{0}}{\tau _{\text{R}}}}\approx {\frac {l_{0}\,v_{\text{R}}}{v'\,l_{\text{R}}}}}

l {\displaystyle l} steht hierbei für die jeweilige Längenskala, wobei als makroskopische Längenskala meist eine integrale Längenskala gewählt wird.[1] Diese dient als Maß für den Durchmesser der energiereichsten (und damit auch in der Regel der größten) Wirbel in der Strömung. Deren Umlaufgeschwindigkeit ist etwa gleich der Standardabweichung v {\displaystyle v'} der Strömungsgeschwindigkeit. Als charakteristische Ausbreitungsgeschwindigkeit v R {\displaystyle v_{\text{R}}} für die chemischen Reaktionen dient in der Verbrennungsforschung meist die laminare Flammengeschwindigkeit s L {\displaystyle s_{\text{L}}} , also die Geschwindigkeit, mit der die Flammenfront im laminaren Fall propagiert: v R = s L {\displaystyle v_{\text{R}}=s_{\text{L}}} Analog dazu ist es in Bezug auf Verbrennungsprozesse üblich, die Dicke der laminaren Flammenfront l L {\displaystyle l_{\text{L}}} als Reaktionslängenskala einzusetzen: l R = l L {\displaystyle l_{\text{R}}=l_{\text{L}}} [2]

Anhand der turbulenten Damköhler-Zahl lassen sich Aussagen über die räumliche Struktur und das zeitliche Verhalten des Reaktionsgebiets in einer turbulenten reagierenden Strömung treffen.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stephen B. Pope: Turbulent Flows. Cambridge University Press, 2010, S. 197. 
  2. Jürgen Warnatz, Ulrich Maas, Robert W. Dibble: Verbrennung: Physikalisch-Chemische Grundlagen, Modellierung und Simulation, Experimente, Schadstoffentstehung (3. Auflage). Springer, 2001, S. 221–224. 
  3. Norbert Peters: Turbulent Combustion. Cambridge University Press, 2000, S. 78.