Forrestal-Katastrophe

Decksmannschaften bekämpfen das Feuer an Deck der USS Forrestal
Bilder der Deckskamera vom Beginn der Katastrophe
Feuerausbruch auf dem Flugdeck der USS Forrestal
USS Rupertus unterstützt die Löscharbeiten
Decksplan der Forrestal am 29. Juli 1967
Die Franklin D. Roosevelt erhielt infolge der Forrestal-Katastrophe 1969 als erster Träger ein neues Deckskanten-Löschsystem

Die Forrestal-Katastrophe ereignete sich während des Vietnamkrieges am 29. Juli 1967 an Bord des Flugzeugträgers USS Forrestal. Sie kostete 134 Menschen das Leben, 161 wurden verletzt. Eine fehlgezündete Zuni-Rakete hatte ein Flugzeug auf dem Flugdeck in Brand gesetzt. Dies löste eine Explosion aus, wodurch bereitstehende Munition sowie weitere Flugzeuge Feuer fingen. Der Großbrand setzte sich auch unterhalb des Flugdecks fort und konnte erst nach mehreren Stunden gelöscht werden.

Verlauf der Katastrophe

Im Juni 1967 war die USS Forrestal von Norfolk aus nach Vietnam aufgebrochen. Ende des Monats war sie im Golf von Tonkin eingetroffen, wo ihre Flugzeugträgergruppen an Bombenangriffen auf Ziele in Nordvietnam beteiligt waren. Der erste Start an diesem Tag verlief ohne Zwischenfälle. Um 10:50 Uhr bereitete sich die Forrestal auf den zweiten Angriff des Tages vor. Auf dem Flugdeck befanden sich 26 betankte und bewaffnete Flugzeuge mit minimalem Abstand zueinander. Sieben Minuten vor dem Start erfolgte eine dumpfe Explosion. Ohne Vorwarnung war eine Rakete versehentlich von einem der F-4 Phantom-Kampfflugzeuge auf dem Deck abgefeuert worden. Die Rakete traf ein Besatzungsmitglied an Deck, bevor sie eine A-4 Skyhawk auf der gegenüberliegenden Seite des Flugdecks erfasste und durchschlug. Die Rakete durchdrang das Flugzeug, ohne zu explodieren, und stürzte anschließend ins Meer. Aus dem aufgerissenen Treibstofftank der Skyhawk liefen jedoch mehrere hundert Liter Kerosin aus, die sich durch die auf dem Flugdeck zurückgelassenen Partikel des brennenden Raketentreibstoffs schnell entzündeten. Der brennende Treibstoff des verunglückten Flugzeugs wurde durch den starken Wind über das Flugdeck nach achtern geblasen wo durch weitere Flugzeuge in Brand gerieten. Der Deckoffizier (der wachhabende Offizier, der gegenüber dem kommandierenden Offizier für den sicheren Betrieb des Schiffes verantwortlich ist) gab den Befehl Alle Mann auf Gefechtsstation.
Durch den Einschlag der Zuni-Rakete wurden mindestens eine, wahrscheinlich zwei 1.000-Pfund-Bomben des Typs AN-M65A1 aus ihren Verankerungen gerissen und waren in die Flammen gefallen. Das Schadenskontrollteam Acht unter dem Kommando von Chief Aviation Boatswain's Mate Gerald Farrier, der eine spezielle Ausbildung zur Brandbekämpfung auf dem Flugdeck absolviert hatte, reagierte sofort. Aufgrund seiner Ausbildung ging er davon aus, dass er etwa zehn Minuten Zeit haben würde, um das Feuer um die Bomben herum zu löschen, bevor es zur Selbstentzündung kommen würde. Um die Bomben zu kühlen, besprühte Farrier sie sofort mit PKP, einem trockenchemischen Brandbekämpfungsmittel. Die AN-M65-Bomben waren jedoch nicht nur instabil. Ihr Alter und ihre chemische Zusammensetzung führten sogar zu einer noch stärkeren Explosion. Etwas mehr als eine Minute nach Ausbruch des Feuers explodierte die Bombe und tötete Farrier und fast sein gesamtes Team (nur drei überlebten schwer verletzt) Eine zweite Bombe explodierte neun Sekunden später und löste eine Kettenreaktion aus.
Die beiden A-4 von Lieutenant Commander White White und Lieutenant Commander McCain, die voll getankt und mit Munition beladen waren, wurden durch die Explosion zerstört. Innerhalb von vier Minuten erschütterten sieben große Explosionen das gesamte Schiff, und etwa 40.000 Gallonen Kerosin aus Flugzeugen, die auf dem Flugdeck entdeckt worden waren, entzündeten sich und trugen zu den Schäden bei. Feuerlöschteams, Piloten und Geschwaderpersonal an Deck wurden durch die Explosionsserie niedergeworfen, verletzt oder getötet. Das Feuer breitete sich mit der ersten Explosion auf jedes Flugzeug im gesamten hinteren Teil des Flugdecks aus. Auf dem Flugdeck entstanden sieben Löcher durch die Explosionen von 750 Pfund-, 500 Pfund- und 1000 Pfund-Bomben. Raketen und 20-mm-Geschosse flogen über das Deck, und Schleudersitze wurden in die Luft geschossen." Spätere Analysen ergaben, dass mindestens neun Bomben auf dem Flugdeck explodierten, acht davon waren AN-M65-Bomben, deren Sprengkraft gegenüber einer normalen 1000-Pfund-Bombe erheblich verstärkt war. Andere Bomben auf dem Flugdeck funktionierten wie vorgesehen und detonierten nicht aufgrund des Feuers.
Die meisten Piloten auf dem hinteren Teil des Flugdecks konnten sich retten, aber zwei weitere, Leutnant Dennis Barton und Lieutenant Commander Gerry Stark, kamen bei den Explosionen ums Leben. Durch die Löcher im Flugdeck ergoss sich brennender Treibstoff in den Hangar und die Liegeplätze im hinteren Teil des Schiffes, was zu weiteren Opfern führte. Ein Teil des brennenden Treibstoffs wurde von ungeschulten Löschmannschaften verteilt, die Wasser zum löschen einsetzten, wobei in einigen Fällen der von anderen Mannschaften ausgebrachte Schaum weggespült wurde und das Feuer erneut entfachte. Der Verlust des gesamten spezialisierten Feuerlöschteams bei der ersten Explosion hatte entscheidende Auswirkungen.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die meisten Matrosen auf den Schiffen aufgrund der während des Krieges gemachten Erfahrungen eine Ausbildung in der Bekämpfung von Bränden an Bord erhalten. In den 60ern hatte die Navy jedoch ein System von spezialisierten, gut ausgebildete Schadenskontroll- und Brandbekämpfungsteams eingeführt, sodass der Großteil der Besatzung keine Schulung in Brandbekämpfung erhalten hatte. Die Ergebnisse waren unkoordinierte, oft ineffektive und kontraproduktive Bemühungen von unausgebildeten Teams, die zu unnötigen zusätzlichen Todesfällen und Verletzungen führten. Gegen 12:15 Uhr war das Feuer auf dem FLugdeck gelöscht Die Brände unter Deck, die sich durch den brennenden Treibstoff auf dem Wasser ausbreiteten, waren jedoch viel schwieriger zu löschen, so dass das letzte Feuer erst um 04:00 Uhr am nächsten morgen gelöscht werden konnte. Der Befehlshaber der Einsatzgruppe befahl dem Kapitän der Forrestal, Kurs Richtung Subic Bay auf den Philippinen zu nehmen. Die Brände in den Unterdecks 2 und 3 konnten wegen starken Rauchs und Hitze nur schwer bekämpft werden und waren erst um 00:30 Uhr des 30. Juli vollständig gelöscht.

Verluste und Schäden

  • 134 Personen starben unmittelbar durch den Brand oder infolge der erlittenen Verletzungen.[1]
  • 161 Personen wurden verletzt.
  • 21 Flugzeuge wurden zerstört (11 A-4E Skyhawk, 7 F-4B Phantom II und 3 RA-5C Vigilante)[2].
  • Die Beschädigungen am Schiff machten die Rückkehr zum Heimathafen Norfolk erforderlich.
  • Reparaturarbeiten an dem beschädigten Schiff dauerten etwa sieben Monate.
  • Der Schaden wurde auf 72 Millionen US-Dollar beziffert.

Konsequenzen

In Auswertung der Katastrophe wurde die Entwicklung einer ferngesteuerten Löschanlage für Flugdecks angeordnet. Weitere Maßnahmen dienten der Sicherung der an den Flugzeugen angebrachten Bewaffnung. Zur Brandbekämpfung gab es für die Besatzungen auf den Schiffen der US-Marine von nun an verbesserte Ausrüstung und intensiveres Training.

Rezeption

Eine Folge der Fernsehserie Sekunden vor dem Unglück widmete sich der Katastrophe.

Siehe auch

  • Katastrophen der Seefahrt

Literatur

  • Gregory A. Freeman: Sailors to the End: The Deadly Fire on the USS Forrestal and the Heroes Who Fought It. William Morrow, New York City, 2002, ISBN 978-0-06-621267-8 (englisch)
  • Isaak M. Korotkin: Seeunfälle und Katastrophen von Kriegsschiffen. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin, 1991. S. 34–50, ISBN 3-327-01226-1
  • Brave Men of the USS Forrestal. In: U.S. Naval Aviation News (Washington D.C.), Jg. 44, Oktober 1967, S. 7–11. (englisch)
  • Samuel J. Cox: USS Forrestal Disaster, 29 July 1967. Naval History and Heritage Command, abgerufen am 16. August 2024. 
Commons: Forrestal-Katastrophe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Beschreibung der Katastrophe auf der offiziellen US-Navy Website (Memento vom 9. April 2008 im Internet Archive) (englisch)
  • Bericht im Time-Magazin, 4. August 1967 (englisch)
  • Inferno an Bord der USS Forrestal (Sekunden vor dem Unglück, Staffel 3 Folge 2) auf YouTube

Einzelnachweise

  1. USS Forrestal – Verzeichnis der Opfer (Memento vom 17. Oktober 2015 im Internet Archive) (Seite abgerufen am 9. Juni 2008, Seiten-Autor: unbekannt, Publizierende Organisation: The Virtual Wall )
  2. Mark L. Evans: Forrestal (CVA-59) 1955-1993. In: www.history.navy.mil. Naval History and Heritage Command, 2. August 2007, abgerufen am 31. Dezember 2023 (amerikanisches Englisch). 

19.151389107.384722Koordinaten: 19° 9′ 5″ N, 107° 23′ 5″ O