Meinolf Schumacher

Meinolf Schumacher (* 8. Mai 1954 in Dortmund) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und germanistischer Mediävist.

Schumacher studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster die Fächer Germanistik, Philosophie, Ethnologie und Erziehungswissenschaften. Seine wichtigsten akademischen Lehrer waren Friedrich Ohly, Helmut Arntzen und Hans Blumenberg. 1994 wurde Schumacher in Münster mit einer umfangreichen Studie zur Metaphorik der Sünde promoviert, die von der Bischöflichen Studienstiftung Cusanuswerk gefördert worden war. Er arbeitete in Forschungsprojekten zur Literatur aus dem Umfeld des Heidelberger Hofes bei Jan-Dirk Müller und zur Visuellen Poesie bei Ulrich Ernst. Während seiner Tätigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal habilitierte er sich dort im Jahr 2000. Von 2007 bis 2022 war er Universitätsprofessor für Germanistische Mediävistik an der Universität Bielefeld.

Forschungsschwerpunkte Schumachers sind die Deutsche Literatur und Sprache der Vormoderne, die Europäische Literaturwissenschaft (Ältere Komparatistik), die Historische Semantik, die Schnittstellen von Philologie und Kulturwissenschaft und die Medialität (Stimme, Schrift, Geste, Klang, Bild und Szene). Aktuelle Studien erkunden die Imaginationen von Mitleid und Trost. In zeitlicher Hinsicht reichen seine Gegenstände von Gregor dem Großen über die Merseburger Zaubersprüche, Walther von der Vogelweide, Thomasîn von Zerclaere und Oswald von Wolkenstein bis hin zu Annette von Droste-Hülshoff, Fritz Lang, Uwe Johnson[1] und Robert Schindel.

Als Fellow einer Forschungsgruppe am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) zum Thema Felix Culpa? Zur kulturellen Produktivität der Schuld[2] arbeitete er über die Möglichkeiten stellvertretender Buße in der Geschichte des Christentums und in der Gegenwart.[3] Im Rahmen dieses Projekts veranstaltete er im März 2019 mit Katharina von Kellenbach einen Workshop zum Thema Unreinheit und Schuld; dabei unternahm er den Versuch, das Schweigen innerhalb der katholischen Kirche zu den Vergehen des sexuellen Missbrauchs von der Unreinheits-Metaphorik biblischer und theologischer Sprache[4] her zu verstehen.[5]

Schumacher ist Mitglied u. a. im Deutschen Germanistenverband, im Mediävistenverband, in der Deutschen Schillergesellschaft, sowie in der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft.

Er lebt in Bielefeld und in Vorpommern.

Schriften (Auswahl)

  • Sündenschmutz und Herzensreinheit. Studien zur Metaphorik der Sünde in lateinischer und deutscher Literatur des Mittelalters (= Münstersche Mittelalter-Schriften. 73). Wilhelm Fink, München 1996, ISBN 3-7705-3127-2 (Zugleich: Münster, Universität, Dissertation, 1994/1995) (Digitalisat).
  • Ärzte mit der Zunge. Leckende Hunde in der europäischen Literatur. Von der patristischen Exegese des Lazarus-Gleichnisses (Lk. 16) bis zum ‚Romanzero’ Heinrich Heines (= Aisthesis-Essay. 16). Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2003, ISBN 3-89528-310-X (Auch als E-Book (PDF), ebd. 2019, ISBN 978-3-8498-1409-0).
  • Mitarbeit in: Klaus-Michael Bogdal, Kai Kauffmann, Georg Mein: BA-Studium Germanistik. Ein Lehrbuch (= Rororo. 55682 Rowohlts Enzyklopädie). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2008, ISBN 978-3-499-55682-1.
  • Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters. WBG – Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-19603-6 (Auch als E-Book (PDF), ebd. 2011, ISBN 978-3-534-70610-5; sowie als E-Book (epub), ebd. 2012, ISBN 978-3-534-70611-2) (Digitalisat).
  • Literatur von und über Meinolf Schumacher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Webpräsenz der Universität Bielefeld
  • Ausführliche Publikationsliste (mit Links zu Digitalisaten)
  • Meinolf Schumacher auf Academia.edu
  • Eintrag zu Meinolf Schumacher im Germanistenverzeichnis
  • Besprechung der FAZ zu „Ärzte mit der Zunge“

Einzelnachweise

  1. Meinolf Schumacher: Occupied by Comrades? The Concealed Story of the Soviet Military Presence in Mecklenburg and Western Pomerania after 1945 in Uwe Johnson’s ‚Jahrestage’ (1970–1983). doi:10.4119/unibi/2990689.
  2. Leitung: Matthias Buschmeier und Katharina von Kellenbach. Vgl. 'Felix Culpa'? Guilt as Culturally Productive Force, abgerufen am 23. Juli 2024.
  3. Meinolf Schumacher: Guilt as a Positive Motivation for Action? On Vicarious Penance in the History of Christianity. doi:10.1093/oso/9780197557433.003.0002.
  4. Vgl. Meinolf Schumacher: Leerstellen der Schuld. Die Arche-Erzählung und die Frage nach der Akzeptanz des Unreinen. doi:10.13109/kult.2020.20.1.42.
  5. Meinolf Schumacher: Weeds Among the Wheat: The Impurity of the Church Between Tolerance, Solace, and Guilt Denial. doi:10.1111/cros.12376.
Normdaten (Person): GND: 12489559X (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n96078004 | VIAF: 40079233 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Schumacher, Meinolf
KURZBESCHREIBUNG deutscher Literaturwissenschaftler, Germanist und Mediävist
GEBURTSDATUM 8. Mai 1954
GEBURTSORT Dortmund