Periodogramm

Das Periodogramm ist ein Schätzer für die spektrale Leistungsdichte eines Signals. Gesucht ist also eine Funktion P ( ω ) {\displaystyle P\left(\omega \right)} , welche die Verteilung der Leistung (oder Energie) des Signals auf die Kreisfrequenz ω {\displaystyle \omega } angibt. Der Ausdruck wurde von Arthur Schuster 1898 geprägt.[1] Die Methode wird eingesetzt in der Signalverarbeitung, Elektrotechnik, Physik und Ökonometrie. Ein wichtiges Beispiel sind Spektrum-Analysatoren.

Im mathematischen Sinn ist das Periodogramm ein nicht konsistenter Schätzer, siehe auch Spektraldichteschätzung.

Ein Leistungsdichtespektrum (Amplitudenquadrat) zweier Sinus-Basisfunktionen als Funktion der Frequenz.

Kontext und Konventionen

In der Regel sind nur Abtastwerte des Signals f ( t ) {\displaystyle f\left(t\right)} zu diskreten Zeitpunkten t n = n T {\displaystyle t_{n}=nT} mit konstanter Abtastdauer T {\displaystyle T} gegeben, und man beschränkt sich zur Abschätzung auf N {\displaystyle N} Abtastwerte, z. B. f ( t n ) {\displaystyle f\left(t_{n}\right)} mit 0 n < N {\displaystyle 0\leq n<N} , d. h. auf ein Zeitintervall der Dauer N T {\displaystyle NT} .

Ein wesentlicher Schritt des Verfahrens ist eine diskrete Fourier-Transformation. Die Einschränkung der Fourier-Transformation auf ein Zeitintervall der Dauer N T {\displaystyle NT} lässt sich erreichen durch Multiplikation des Signals mit einer Fensterfunktion w ( t ) {\displaystyle w\left(t\right)} . Im einfachsten Fall ist w ( t ) {\displaystyle w\left(t\right)} eine Rechteckfunktion der Breite N T {\displaystyle NT} .

Um Artefakte im Spektrum (aufgrund der Unstetigkeiten des Rechteckfensters) zu verringern, werden jedoch in der Regel Fenster mit langsameren Änderungen und eigenen Bezeichnungen verwendet, z. B. das Parzen-Fenster oder das „Welch-Fenster“. Man spricht dann von einem modifizierten Periodogramm.[2]

Für die diskrete Fouriertransformierte des Signals f ( t ) w ( t ) {\displaystyle f\left(t\right)w\left(t\right)} wird die Schreibweise F ( w ) ( ω m ) = n f ( t n ) w ( t n ) e i ω m t n {\displaystyle F^{\left(w\right)}\left(\omega _{m}\right)=\sum \limits _{n}f\left(t_{n}\right)w\left(t_{n}\right)e^{i\omega _{m}t_{n}}} verwendet. Hierbei sind nur Kreisfrequenzen ω m = 2 π m / ( N T ) {\displaystyle \omega _{m}=2\pi m/(NT)} mit 0 m < N {\displaystyle 0\leq m<N} zulässig.

Definition

Das Periodogramm ist definiert gemäß

P ( w ) ( ω ) = | F ( w ) ( ω ) | 2 n = 0 N 1 w ( t n ) 2 . {\displaystyle P^{\left(w\right)}\left(\omega \right)={\frac {\left|F^{\left(w\right)}\left(\omega \right)\right|^{2}}{\sum _{n=0}^{N-1}w\left(t_{n}\right)^{2}}}.}

In Übereinstimmung mit dem Abtasttheorem ist das Periodogramm 2 π / T {\displaystyle 2\pi /T} -periodisch. Man beschränkt sich daher auf ein Intervall (Brillouin-Zone) 0 ω 2 π / T {\displaystyle 0\leq \omega \leq 2\pi /T} oder π / T ω π / T {\displaystyle -\pi /T\leq \omega \leq \pi /T} .

Den Normierungsfaktor betreffend gibt es verschiedene Konventionen. Eine wichtige Kenngröße hierbei ist das mittlere Amplitudenquadrat A 2 = 1 N n | f ( t n ) | 2 {\displaystyle \left\langle A^{2}\right\rangle ={\frac {1}{N}}\sum _{n}\left|f\left(t_{n}\right)\right|^{2}} (die mittlere Leistung) des Signals. Die Normierung ist so gewählt, dass der Mittelwert von P ( w ) ( ω ) {\displaystyle P^{\left(w\right)}\left(\omega \right)} bestmöglich mit A 2 {\displaystyle \left\langle A^{2}\right\rangle } übereinstimmt.

Falls die Amplitude des Signals digitalisiert ist und Maximalwert A {\displaystyle A} hat, ist das Periodogramm auch relativ zum Maximum normierbar (Fullscale). Das Maximum wird für monochromatische Signale f = A e i ω t {\displaystyle f=Ae^{-i\omega t}} erreicht, das Full-Scale Periodogramm ist

P F S ( w ) ( ω ) = | F ( w ) ( ω ) | 2 ( n = 0 N 1 w ( t n ) ) 2 . {\displaystyle P_{FS}^{\left(w\right)}\left(\omega \right)={\frac {\left|F^{\left(w\right)}\left(\omega \right)\right|^{2}}{\left(\sum _{n=0}^{N-1}w\left(t_{n}\right)\right)^{2}}}.}

Beispiele

Weißes Rauschen

Es sei f ( t ) {\displaystyle f\left(t\right)} ein weißes Rauschen mit Varianz A 2 {\displaystyle \left\langle A^{2}\right\rangle } , f ( t m ) f ( t n ) = δ m , n A 2 {\displaystyle \left\langle f\left(t_{m}\right)f^{*}\left(t_{n}\right)\right\rangle =\delta _{m,n}\left\langle A^{2}\right\rangle } . Das Ensemble-Mittel des Betragsquadrats der Fourier-Transformierten ist dann

| F ( w ) ( ω ) | 2 = A 2 m , n e i ω ( t m t n ) δ m , n w ( t m ) w ( t n ) = A 2 n w ( t n ) 2 . {\displaystyle \left\langle \left|F^{\left(w\right)}\left(\omega \right)\right|^{2}\right\rangle =\left\langle A^{2}\right\rangle \sum \limits _{m,n}e^{i\omega \left(t_{m}-t_{n}\right)}\delta _{m,n}w\left(t_{m}\right)w\left(t_{n}\right)=\left\langle A^{2}\right\rangle \sum _{n}w\left(t_{n}\right)^{2}.}

Das Periodogramm hat den Mittelwert A 2 {\displaystyle \left\langle A^{2}\right\rangle } , und zwar unabhängig von der Fensterlänge. Alle Frequenzen geben denselben Energiebeitrag.

Konstantes Signal

Für den Frequenz-Mittelwert von | F ( w ) ( ω ) | 2 {\displaystyle \left|F^{\left(w\right)}\left(\omega \right)\right|^{2}} lassen sich allgemeine Aussagen machen. Ausgangspunkt ist

ω | F ( w ) ( ω ) | 2 = ω t , t e i ω ( t t ) f ( t ) w ( t ) f ( t ) w ( t ) = N t | f ( t ) | 2 w 2 ( t ) . {\displaystyle \sum _{\omega }\left|F^{\left(w\right)}\left(\omega \right)\right|^{2}=\sum _{\omega }\sum \limits _{t,t'}e^{i\omega \left(t-t'\right)}f\left(t\right)w\left(t\right)f^{*}\left(t'\right)w\left(t'\right)=N\sum _{t}\left|f\left(t\right)\right|^{2}w^{2}\left(t\right).}

Für konstantes Signal f ( t ) = A {\displaystyle f\left(t\right)=A} wird

ω | F ( w ) ( ω ) | 2 = N A 2 t w 2 ( t ) . {\displaystyle \sum _{\omega }\left|F^{\left(w\right)}\left(\omega \right)\right|^{2}=N\left\langle A^{2}\right\rangle \sum _{t}w^{2}\left(t\right).}

Der Mittelwert des Periodogramms ist (unabhängig von N {\displaystyle N} ) ebenfalls A 2 {\displaystyle \left\langle A^{2}\right\rangle } . Das Periodogramm liefert bei konstantem Signal einen Peak bei Frequenz 0 {\displaystyle 0} . Mit wachsendem N {\displaystyle N} wird dieser Peak höher und schmäler.

Rechteck-Fenster

Im Fall eines Rechteck-Fensters w = 1 {\displaystyle w=1} gilt die Parseval-Gleichung ω | F ( ω ) | 2 = N 2 A 2 {\displaystyle \sum _{\omega }\left|F\left(\omega \right)\right|^{2}=N^{2}\left\langle A^{2}\right\rangle } . Durch Division durch N 2 {\displaystyle N^{2}} folgt der Mittelwert des Periodogramms ω P ( ω ) / N = A 2 {\displaystyle \sum _{\omega }P\left(\omega \right)/N=\left\langle A^{2}\right\rangle } . Dieser Wert ist von N {\displaystyle N} unabhängig, sofern dies für das mittlere Amplitudenquadrat A 2 {\displaystyle \left\langle A^{2}\right\rangle } gilt.

Einschränkungen und Verbesserungen

Die Zahl der Werte im Periodogramm wächst mit der Fensterlänge N {\displaystyle N} , die Werte werden dabei jedoch nicht genauer. Im Fall eines weißen Rauschens mit Amplitude A {\displaystyle A} bleibt die Varianz der Periodogramm-Werte bei wachsender Fensterlänge von der Größenordnung A 4 {\displaystyle A^{4}} .[3] Abhilfe schafft eine Mittelung benachbarter Werte oder eine Mittelung über mehrere Periodogramme.[2]

Kontinuierliches Signal

Für ein auf dem Zeit-Kontinuum definiertes Signal f ( t ) {\displaystyle f(t)} ist die Fourier-Transformierte des Produktes von Signal und Fensterfunktion

F ( w ) ( ω ) = f ( t ) w ( t ) e i ω t d t . {\displaystyle F^{\left(w\right)}\left(\omega \right)=\int \limits _{-\infty }^{\infty }f\left(t\right)w\left(t\right)e^{i\omega t}dt.}

Das Periodogramm ist

P ( w ) ( ω ) = | F ( w ) ( ω ) | 2 T w 2 ( t ) d t . {\displaystyle P^{\left(w\right)}\left(\omega \right)={\frac {\left|F^{\left(w\right)}\left(\omega \right)\right|^{2}}{T\int _{-\infty }^{\infty }w^{2}\left(t\right)dt}}.}

Wie beim abgetasteten Signal bleibt die Standardabweichung der Periodogramm-Werte bei wachsender Zeitreihenlänge T {\displaystyle T} im ungünstigsten Fall von derselben Größenordnung wie die Werte selber.

Einzelnachweise

  1. Arthur Schuster: On the investigation of hidden periodicities with application to a supposed 26 day period of meteorological phenomena, Terrestrial Magnetism and Atmospheric Electricity, 3, S. 13–41, 1898
  2. a b William H. Press, Saul A. Teukolsky, William T. Vetterling, Brian P. Flannery, Michael Metcalf: Numerical Recipes in C, Cambridge University Press, 1992, ISBN 0-521-43108-5
  3. Monson H. Hayes: Statistical Digital Signal Processing and Modeling, John Wiley & sons, inc, 1996, ISBN 978-0-471-59431-4