Q-invariante Verteilungsklasse

Eine Q-invariante Verteilungsklasse ist eine spezielle Verteilungsklasse in der mathematischen Statistik, die sich dadurch auszeichnet, dass die in ihr enthaltenen Wahrscheinlichkeitsmaße abgeschlossen sind bezüglich der Bildung von gewissen Bildmaßen. Spezialfall einer Q-invarianten Verteilungsklasse sind die Lokationsklassen und die Skalenfamilien.

Anwendung finden Q-invariante Verteilungsklassen beispielsweise bei der Untersuchung von äquivarianten Schätzern.

Definition

Sei Q {\displaystyle {\mathcal {Q}}} eine Gruppe (bezüglich der Verkettung von Funktionen {\displaystyle \circ } ) von messbaren Funktionen von ( X , A ) {\displaystyle (X,{\mathcal {A}})} nach ( X , A ) {\displaystyle (X,{\mathcal {A}})} .

Sei P Q {\displaystyle {\mathcal {P}}_{\mathcal {Q}}} eine Menge von Wahrscheinlichkeitsmaßen auf ( X , A ) {\displaystyle (X,{\mathcal {A}})} und P f {\displaystyle P^{f}} das Bildmaß des Wahrscheinlichkeitsmaßes P {\displaystyle P} unter der Funktion f {\displaystyle f} .

Dann heißt P Q {\displaystyle {\mathcal {P}}_{\mathcal {Q}}} eine Q-invariante Verteilungsklasse, wenn für jedes P P Q {\displaystyle P\in {\mathcal {P}}_{\mathcal {Q}}} und jedes q Q {\displaystyle q\in {\mathcal {Q}}} gilt, dass

P q P Q {\displaystyle P^{q}\in {\mathcal {P}}_{\mathcal {Q}}}

ist.

Beispiele

Lokationsklassen

Wählt man ( X , A ) = ( R , B ( R ) ) {\displaystyle (X,{\mathcal {A}})=(\mathbb {R} ,{\mathcal {B}}(\mathbb {R} ))} und als Gruppe die Gruppe der Translationen auf R {\displaystyle \mathbb {R} } , also

T ϑ ( x ) := x ϑ  und  Q := { T ϑ | ϑ R } {\displaystyle T_{\vartheta }(x):=x-\vartheta {\text{ und }}{\mathcal {Q}}:=\{T_{\vartheta }\,|\,\vartheta \in \mathbb {R} \}} ,

so wäre eine Lokationsklasse eine Q-invariante Verteilungsklasse, denn die Lokationsklassen entstehen genau aus der Verschiebung eines Wahrscheinlichkeitsmaßes entlang der x-Achse.

Umgekehrt ist aber nicht jede Q-invariante Verteilungsklasse mit dem oben definierten Q {\displaystyle {\mathcal {Q}}} eine Lokationsklasse. Die Q-invariante Verteilungsklasse könnte beispielsweise aus zwei oder mehr unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsverteilungen durch Verschiebung hervorgegangen sein, was bei Lokationsklassen nicht möglich ist, denn diese sind immer Verschiebungen eines Maßes. Vereinigungen Q-invarianter Verteilungsklassen sind offenbar wieder Q-invariant, für Lokationsklassen gilt das nicht.

Skalenfamilien

Wählt man ( X , A ) = ( R + n , B ( R + n ) ) {\displaystyle (X,{\mathcal {A}})=(\mathbb {R} _{+}^{n},{\mathcal {B}}(\mathbb {R} _{+}^{n}))} , aber als Gruppe die Gruppe der Multiplikationen mit ϑ ( 0 , ) {\displaystyle \vartheta \in (0,\infty )} , also

S ϑ ( x ) := ϑ x  und  Q := { S ϑ | ϑ ( 0 , ) } {\displaystyle S_{\vartheta }(x):=\vartheta \cdot x{\text{ und }}{\mathcal {Q}}:=\{S_{\vartheta }\,|\,\vartheta \in (0,\infty )\}} ,

dann ist für ein vorgegebenes Wahrscheinlichkeitsmaß P {\displaystyle P} auf ( R + n , B ( R + n ) ) {\displaystyle (\mathbb {R} _{+}^{n},{\mathcal {B}}(\mathbb {R} _{+}^{n}))} die Menge

P Q := { P S | S Q } {\displaystyle {\mathcal {P}}_{\mathcal {Q}}:=\{P^{S}\,|\,S\in {\mathcal {Q}}\}}

eine Q-invariante Verteilungsklasse, die sogenannte von dem Wahrscheinlichkeitsmaß P {\displaystyle P} erzeugte Skalenfamilie.

Literatur

  • Ludger Rüschendorf: Mathematische Statistik. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-41996-6, doi:10.1007/978-3-642-41997-3.