Satz von Ryll-Nardzewski

Dieser Artikel behandelt den Satz von Ryll-Nardzewski aus der Modelltheorie, für den Satz von Ryll-Nardzewski aus der Funktionalanalysis siehe Fixpunktsatz von Ryll-Nardzewski.

Der Satz von Ryll-Nardzewski ist ein Satz aus der Modelltheorie, einem mathematischen Teilgebiet der Logik. Er charakterisiert ω {\displaystyle \omega } -kategorische Theorien. Benannt ist er nach dem polnischen Mathematiker Czesław Ryll-Nardzewski.

Satz von Ryll-Nardzewski

Sei T {\displaystyle {\mathcal {T}}} eine vollständige Theorie über einer abzählbaren Sprache. Mit S n ( T ) {\displaystyle S_{n}(T)} wird der Raum der vollständigen n {\displaystyle n} -Typen bezeichnet.

Dann ist äquivalent:

  • T {\displaystyle {\mathcal {T}}} ist ω {\displaystyle \omega } -kategorisch.
  • S n ( T ) {\displaystyle S_{n}(T)} ist für alle n {\displaystyle n} endlich.
  • Bis auf T {\displaystyle {\mathcal {T}}} -Äquivalenz gibt es für jedes n {\displaystyle n} nur endlich viele Formeln ϕ ( x 1 , , x n ) . {\displaystyle \phi (x_{1},\ldots ,x_{n}).}

Weitere Äquivalenzen

Unter den gleichen Voraussetzungen wie beim Satz von Ryll-Nardzewski gilt, dass äquivalent ist:

  • T {\displaystyle {\mathcal {T}}} ist ω {\displaystyle \omega } -kategorisch.
  • Jedes abzählbare Modell von T {\displaystyle {\mathcal {T}}} ist saturiert.

Beispiele

Dichte Lineare Ordnung ohne Endpunkte

Sei M {\displaystyle M} ein Modell der Theorie der dichten linearen Ordnung ohne Endpunkte und

A = { a 1 , a n } M {\displaystyle A=\{a_{1},\ldots a_{n}\}\subset M}

und ohne Beschränkung der Allgemeinheit

i < j a i < a j {\displaystyle i<j\Rightarrow a_{i}<a_{j}}

Ein vollständiger Typ über A {\displaystyle A} wird entweder von einer Formel der Form:

ϕ j ( x ) := x = a j   ( 1 j n ) {\displaystyle \phi _{j}(x):=x=a_{j}\ (1\leq j\leq n)}

oder der Form

ϕ i , j ( x ) := a i < x < a j   ( 1 i < j n ) {\displaystyle \phi _{i,j}(x):=a_{i}<x<a_{j}\ (1\leq i<j\leq n)}

erzeugt. Das lässt sich durch Quantorenelimination beweisen.

Die Menge der Typen ist endlich, die Theorie ist also ω {\displaystyle \omega } -kategorisch.

Theorie mit unendliche vielen Konstantensymbolen

Die Theorie T {\displaystyle {\mathcal {T}}} über der Sprache { c i i < ω } {\displaystyle \{c_{i}\mid i<\omega \}} mit den Axiomen { c i c j i < j } {\displaystyle \{c_{i}\neq c_{j}\mid i<j\}} hat abzählbar viele vollständige 1-Typen: Die von der Formel ϕ i := x = c i {\displaystyle \phi _{i}:=x=c_{i}} erzeugten Typen sind die isolierten Typen, der von der Menge { x c i i < ω } {\displaystyle \{x\neq c_{i}\mid i<\omega \}} erzeugte Typ ist der einzige nicht-isolierte Typ. Die Theorie ist daher nicht ω {\displaystyle \omega } -kategorisch. (Sie ist aber ω 1 {\displaystyle \omega _{1}} -kategorisch.)

  • Martin Ziegler: Skript Modelltheorie 1. (PDF; 649 kB)

Literatur

  • Wilfrid Hodges: Model theory. Cambridge University Press, 1993, ISBN 0-521-30442-3.
  • Chang, Chen C., Keisler, H.Jerome: Model theory. Third edition. Studies in Logic and the Foundations of Mathematics, 73. North-Holland Publishing Co., Amsterdam, 1990. ISBN 0-444-88054-2
  • Philipp Rothmaler: Einführung in die Modelltheorie. Spektrum Akademischer Verlag, 1995, ISBN 978-3-86025-461-5.