Sperrstelle St. Antönien

 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap
Bunker St. Antönien Nord/links A 7741

Die Sperrstelle St. Antönien (Sperre Nr. 1284) mit der Hauptsperrstelle Fröschenei-Gadenstätt-Chrüz-Stelserberg war eine Grenzbefestigung der Schweizer Armee. Sie ist eine im Zweiten Weltkrieg errichtete Sperre, die eine allfällige Umgehung der Festung Sargans über die Pässe bei St. Antönien verhindern sollte. Die Sperre wurde nacheinander von der Gebirgsbrigade 12, der Festung Sargans und der Grenzbrigade 12 betrieben. Mit der Auflösung der Grenzbrigade 12 wurden die Anlagen der Sperre 1994 entklassifiziert und aufgehoben.

Vorgeschichte

Die strategische Bedeutung des Grenzgebietes wurde bereits 1799 offensichtlich, als die Österreicher unter General von Hotze während der Franzosenkriege aus dem Raum Schruns über die Pässe bei St. Antönien und bei Luzein in das Prättigau einfielen.

Der geplante Bau der Festung Sargans erforderte auch die Befestigung der Prättigauer Pässe, die als Umgehungsrouten benützt werden konnten. Im Juni 1939 fand die erste Rekognoszierung statt, und im November wurde vom Büro für Befestigungsbauten (BBB) der Ausbruch von Kavernen beim grossen und kleinen Chrüz an private Baufirmen in Auftrag gegeben.

  • Stollen Chrüz Innen
    Stollen Chrüz Innen
  • Fundament der Bauseilbahn am Ostfuss des Chrüz
    Fundament der Bauseilbahn am Ostfuss des Chrüz

Zweiter Weltkrieg

Im Mai 1940 beschloss der Kommandant der Gebirgsbrigade 12 die Sperrstelle mit zwölf Bunkern und Truppenunterständen zu verstärken. Im Abwehrdispositiv auf dem Gebiet des Kantons Graubünden wurden alle Sperren bis 10 km von der Grenze entfernt gebaut, um den Gegner im grenznahen Vorland in einem Verzögerungskampf mit beweglicher Infanterie schwächen und seinen Nachschub mit der Sprengung der Verkehrsinfrastruktur (Brücken) behindern zu können.

In St. Antönien wurde auf eine festungsbautechnisch einfachere Befestigung der grenznahen Passübergänge und Engpässe verzichtet und eine Vorsperre bei der Talenge Ascharina erstellt. Die zurück versetzte Hauptsperre musste mangels Engpass aufwändig auf einer 3 km langen Talflanke von Gadenstätt in Richtung Stelserberg errichtet werden. Der Bauplatz für den Bunkerbau befand sich in Luzein-Boden. Von dort führte die Militärseilbahn MSB111/114 zum Ostfuss des Chrüzgipfels.[1] Von Internierten wurde eine militärische Fahrstrasse von Luzein via Pany nach Gadenstätt errichtet. Anfang 1941 waren die ersten Stände schussbereit, und 1943 waren die Werke komplett fertig gestellt.

Vorsperre St. Antönien Platz

Die Vorsperre wurde 1940 gebaut:

  • Infanteriebunker St. Antönien rechts A 7740, 1 Maschinengewehr (Mg), 1 Leichtes Maschinengewehr (Lmg), 10 Mann 46.967539.81238
  • Infanteriebunker St. Antönien links A 7741, 1 Mg, 8 Mann46.970969.81165
  • St. Antönien Süd/rechts A 7740
    St. Antönien Süd/rechts A 7740

Hauptsperre Fröschenei-Gadenstätt-Chrüz-Stelserberg

Die Hauptsperre wurde 1940 gebaut:

  • Infanteriebunker Fröschenei A 7742, Kaverne, 1 Mg, 1 Lmg, 10 Mann 46.941189.80141
  • Infanteriebunker Gadenstätt A 7743, 1 Mg, 8 Mann 46.942349.79711
  • Infanteriebunker Gadenstätt hinten A 7744, 1 Mg, 7 Mann 46.946159.79534
  • Infanteriebunker Gadenstätt oben A 7745, 1 Mg, 8 Mann 46.947089.79013
  • Infanteriebunker Valpun A 7755, Kaverne 1940, 1 MG, 8 Mann 46.958659.78142
  • Gebirgskaverne Chrüz Südwestgrat A 7751 46.954269.77441
  • Gebirgskaverne Chrüz Gafäll A 7751 46.959789.7681
  • Gadenstätt A 7743
    Gadenstätt A 7743
  • Valpun A 7755
    Valpun A 7755
  • Stollen Chrüz Südwestgrat
    Stollen Chrüz Südwestgrat
  • Infanteriebunker Boden Kuppe A 7746, 1 Mg, 1 Lmg, 12 Mann 46.94759.78636
  • Infanteriebunker Boden West A 7747, 1 Mg, 1 Lmg, 12 Mann 46.945579.78118
  • Infanteriebunker Oberer Boden Ost A 7748, 1 Mg, 2 Lmg, 12 Mann 46.949989.78303
  • Infanteriebunker Oberer Boden West A 7749, 1 Mg, 1 Lmg, 10 Mann 46.949419.77911
  • Luzein Boden Kuppe A 7746
    Luzein Boden Kuppe A 7746
  • Luzein Boden West A 7747
    Luzein Boden West A 7747
  • Luzein Oberer Boden Ost A 7748
    Luzein Oberer Boden Ost A 7748
  • Luzein Oberer Boden West A 7749
    Luzein Oberer Boden West A 7749
  • Infanteriebunker Stelsersee A 6288, 1 Mg, 2 Lmg, 8 Mann 46.966469.75503
  • Infanteriebunker Stelserberg A 6289, 1 Mg, 1 Lmg 46.969669.74239
  • Infanteriebunker Stelsersee West 46.965059.74911
  • Stelsersee A 6288 Eingang und Ostscharte (rechts)
    Stelsersee A 6288 Eingang und Ostscharte (rechts)
  • Stelsersee A 6288 Westscharte
    Stelsersee A 6288 Westscharte
  • Stelserberg A 6289 Nordscharte
    Stelserberg A 6289 Nordscharte

Sperrstellen Pardenn und Schlappin

Die Sperrstellen Pardenn (Armeebezeichnung Nr. 1236) und Schlappin (Nr. 1285) hatten eine Umgehung der Festung Sargans durch das Schlappintobel und über die Silvretta zu verhindern.

  • Infanteriebunker Masura A 7727 46.8529469.947551
  • Infanteriebunker Pardenn Brücke A 7728 46.8563819.946032
  • Infanteriebunker Pardenn Strasse A 7729 46.8574749.945047
  • Infanteriebunker Pardenn Weg A 7730 46.8589269.943277
  • Infanteriebunker Pardenn Alp A 7731 46.8616869.942973
  • Infanteriebunker Matatsch A 7732 46.8851839.8798
  • Infanteriebunker Schlappin See A 7734 46.9064379.900096
  • Infanteriebunker Schlappin Wald A 7735 46.9068389.898197
  • Lmg-Stand Donnerstein A 7736 46.9058959.888042
  • Infanteriebunker Bernetshorn A 7737 46.9077269.881967
  • Infanteriebunker Pardenn Brücke A 7728
    Infanteriebunker Pardenn Brücke A 7728
  • Infanteriebunker Pardenn Alp A 7731
    Infanteriebunker Pardenn Alp A 7731
  • Infanteriebunker Matatsch A 7732
    Infanteriebunker Matatsch A 7732

Sperrstelle Laret

Mit der Sperrstelle Laret (Armeebezeichnung Nr. 1237) wurde der Übergang zwischen Klosters und Davos gesperrt.

  • Infanteriebunker Höhwald A 7706 46.8254349.862469
  • Infanteriebunker Meierhof A 7707 46.8256259.850874
  • Infanteriebunker Lusiwald A 7708 46.8363919.872419
  • Infanteriebunker Landhaus A 7709 46.8395069.867694
  • Infanteriebunker Schulhaus A 7710 46.8415629.864993
  • Infanteriebunker Mönchalptal A 7711 46.8404639.880223
  • Infanteriebunker Mg Auf dem Bord A 7712 46.8423899.877267
  • Infanteriebunker Stöck A 7713 46.8435479.87572
  • Infanteriebunker Moos A 7714 46.8446449.875337
  • Infanteriebunker Moos A 7715 46.8445879.874219
  • Infanteriebunker Schwarzsee A 7716 46.8444839.869794
  • Infanteriebunker Schwarzsee A 7717 46.8453419.86881
  • Infanteriebunker Schwarzseealp A 7718 46.8496569.860977
  • Infanteriebunker Stützbach A 7719 46.8491529.855025
  • Infanteriebunker Gotschna A 7720 46.8493789.857108

Von der Gebirgsbrigade 12 zur Grenzbrigade 12

Die Gebirgsbrigade 12 hatte anfänglich den Auftrag, die Sperre St. Antönien Castels – Tschuggen, die Sperre Fröschenei – Gadenstätt und im Raum Kreuz – Stelserberg zu halten, um einen feindlichen Vormarsch zu verhindern. Mit dem Operationsbefehl Nr. 13 vom 12. Juli 1943 wurde die Abschnittsgrenze zwischen dem 3. und 4. Armeekorps verschoben, wodurch die Sperrung der Zugänge vom Montafon ins Prättigau inklusive zwischen Sulzfluh und östlich des Schlappiner Jochs zu einer Aufgabe der Festung Sargans (Südfront, Festungsbrigade 13) wurde. Ihr erweiterter Verteidigungsauftrag lautete nun: klärt sofort nach Eintritt des Kriegszustandes ins Montafon auf und stört daselbst die Bewegungen des Feindes. Mit der Truppenordnung 51 wurde die Sperre der neu geschaffenen Grenzbrigade 12 zugeteilt.[2]

Literatur

  • Peter Baumgartner, Hans Stäbler: Befestigtes Graubünden. Wölfe im Schafspelz. Militärhistorische Stiftung Graubünden, Chur 2006 ISBN 978-3-85637-321-4. Erweiterte Auflage Verlag Desertina, Chur 2016, ISBN 978-3-85637-485-3.[3]
  • Silvio Keller, Maurice Lovisa, Thomas Bitterli: Militärische Denkmäler im Kanton Graubünden. Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (Hrsg.), Bern 2003
Commons: Sperre Gadenstätt-Stelserberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Festungsmuseum Sperre Trin: Sperrstelle 1284 St. Antönien
  • Übersichtskarte mit Feuerwinkel
  • Befestigtes Graubünden 1941

Einzelnachweise

  1. Festungsmuseum Crestawald: Sperrstelle Gadenstätt – Stelserberg
  2. Festung Schweiz: Grenzbrigade 12 - Sperrstelle St.Antönien
  3. Befestigtes Graubünden 1941

46.941189.80141Koordinaten: 46° 56′ 28,2″ N, 9° 48′ 5,1″ O; CH1903: 779875 / 201607