Varianzreduktion

Varianzreduktion ist der Oberbegriff für verschiedene Techniken zur Effizienzsteigerung bei Monte-Carlo-Simulationen. Diese wurden zuerst 1955 durch Herman Kahn beschrieben.[1] Wichtige Varianzreduktionstechniken sind:

  • Gemeinsame Zufallszahlen
  • Antithetische Variate (antithetic sampling)
  • Kontrollvariate (control variates)
  • Gewichtete Stichproben (importance sampling)
  • Geschichtete Stichproben (stratified sampling)

Grundidee

Das Standardvorgehen bei Monte-Carlo-Simulationen besteht darin, eine gesuchte Größe s {\displaystyle s} , wie etwa ein Integral, eine komplizierte Summe oder einen unbekannten Parameter einer Wahrscheinlichkeitsverteilung, durch einen Erwartungswert auszudrücken, beispielsweise in der Form

s = E ( f ( X ) ) {\displaystyle s=\operatorname {E} (f(X))}

mit einer geeigneten reellwertigen Funktion f {\displaystyle f} und einer Zufallsvariable X {\displaystyle X} , für die leicht eine große Anzahl von Realisierungen algorithmisch generiert werden kann, im Allgemeinen mithilfe von Pseudozufallszahlen.

Ist nun X 1 , , X n {\displaystyle X_{1},\dotsc ,X_{n}} eine solche Stichprobe von unabhängigen Zufallsvariablen, die alle die gleiche Verteilung wie X {\displaystyle X} besitzen, so lässt sich s {\displaystyle s} für große n {\displaystyle n} annähern durch das arithmetische Mittel

S n = 1 n i = 1 n f ( X i ) {\displaystyle S_{n}={\frac {1}{n}}\sum _{i=1}^{n}f(X_{i})} ,

denn wegen der Linearität des Erwartungswerts gilt E ( S n ) = s {\displaystyle \operatorname {E} (S_{n})=s} und nach dem starken Gesetz der großen Zahlen konvergieren die Näherungen S n {\displaystyle S_{n}} fast sicher gegen den gesuchten Wert s {\displaystyle s} .

Die Genauigkeit dieser Schätzung lässt sich mithilfe der Varianz von S n {\displaystyle S_{n}} messen. Nach der Gleichung von Bienaymé gilt wegen der Unabhängigkeit der X i {\displaystyle X_{i}} (und damit auch der f ( X i ) {\displaystyle f(X_{i})} )

Var ( S n ) = 1 n Var ( f ( X ) ) {\displaystyle \operatorname {Var} (S_{n})={\frac {1}{n}}\operatorname {Var} (f(X))} .

Die Proportionalität der Varianz zum Kehrwert der Stichprobengröße n {\displaystyle n} , und damit die Konvergenzordnung O ( 1 n ) {\displaystyle {\mathcal {O}}\left({\tfrac {1}{\sqrt {n}}}\right)} der Standardabweichung von S n {\displaystyle S_{n}} , lässt sich im Allgemeinen nicht weiter verbessern. Aus diesem Grund setzen Verfahren zur Varianzreduktion beim Proportionalitätsfaktor Var ( f ( X ) ) {\displaystyle \operatorname {Var} (f(X))} selbst an, indem sie für konkrete Fälle Möglichkeiten angeben, die Funktion f {\displaystyle f} und die Verteilung von X {\displaystyle X} so zu wählen, dass dieser möglichst klein wird.

Bei realistischen Anwendungen kann im Allgemeinen die Varianz von f ( X ) {\displaystyle f(X)} nicht exakt berechnet werden, da dann ja nicht einmal der Erwartungswert dieser Zufallsvariable bekannt ist. In diesem Fall kann Var ( f ( X ) ) {\displaystyle \operatorname {Var} (f(X))} mit Hilfe der Stichprobenvarianz

1 n 1 i = 1 n ( f ( X i ) S n ) 2 {\displaystyle {\frac {1}{n-1}}\sum _{i=1}^{n}(f(X_{i})-S_{n})^{2}}

geschätzt werden.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Herman Kahn, Use of different Monte Carlo Sampling Techniques, https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/papers/2008/P766.pdf